Franz Liszt-Bibliothek

im Johann Erhardt-Saal

Sie befindet sich im Obergeschoß des Gemeindezentrums im Johann Erhardt-Saal und umfasst Fachliteratur und Notenmaterial zu Franz Liszt und seinen Zeitgenossen, eine Audiosammlung zum Werk Franz Liszts, eine Bildersammlung, Büsten und weitere Exponate. Die Gästebücher, die ab dem Jahr 1911 – seit der Eröffnung des Lisztmuseums – geführt werden, stellen wertvolle historische Quellen dar. Im Archiv- und Bibliotheksbestand finden sich u.a.

  • 1200 Bücher (600 Primärliteratur, 600 Sekundärliteratur)
  • über 1000 Noten, Partituren etc. (600 Liszt-Noten, zum Teil frühe Erstausgaben ab 1830)
  • 150 Fotos, Bilder von Liszt, teilweise Originale
  • Lisztbriefe (einige Autographe)
  • 350 Liszt-Tonträger (beinhalten die erste Liszt-Aufnahme auf einer Edisonwalze aus dem Jahre 1905 und über hundert Phonola-Rollen von Liszt-Kompositionen aus dem Jahre 1912)
  • Sammlungsschwerpunkt: frühe Lisztaufnahmen mit dem Aufbau einer Schellackplattensammlung

Im Bibliotheksraum steht auch die alte, aber hervorragend restaurierte Raidinger Kirchenorgel, auf der Franz Liszt als Kind und bei seinen späteren Besuchen in seinem Geburtsort gespielt hat.
Der sogenannte Bischofsschrank ist Dr. Paul Iby, dem Eisenstädter Diözesanbischof mit Raidinger Wurzeln, gewidmet und zeigt die Insignien der bischöflichen Würde wie Hirtenstab und Mitra (Bischofsmütze) sowie Bücher, die Dr. Paul Iby verfasst hat.
Einzigartig ist der Blick von der Bibliothek aus Richtung Kirche über das Konzerthaus auf das Liszt-Geburtshaus und von dort weiter in das Dorfzentrum mit dem idyllischen Raidingbach.

Franz Liszt-Bibliothek Raiding

Franz Liszt-Platz 1

7321 Raiding

bibliothek@lisztverein.at

02619-7742

Instrumente

des Franz Liszt-Vereins Raiding

Der Franz Liszt-Verein Raiding ist im Besitz einiger historischer Instrumente. Auf einigen hat Franz Liszt selber gespielt.
Sie befinden sich alle in der Liszt-Bibliothek in Raiding, im Gebäude des Raidinger Gemeindezentrums

Liszt-Orgel

Diese Liszt-Orgel wurde im Jahre 1770 von Johannes Roth (Rath) aus Sopron gebaut und stand ab diesem Zeitpunkt in der katholischen Kirche in Raiding, die zwischen 1675 und 1680 gebaut wurde.
Nachdem 1924 eine neue Kirche errichtet worden war, wurde diese Orgel abgetragen und im Liszt-Museum aufgestellt.

Im Laufe der Zeit wurden mehr oder weniger zufriedenstellende Restaurierungsarbeiten vorgenommen, bis schließlich der Franz Liszt-Verein im Jahre 2012 eine Generalsanierung in Auftrag gab.
Für diese Arbeit konnte der Orgelbaumeister Wolfgang Karner, ein Spezialist für historische Orgeln, gewonnen werden.
Die Fertigstellung erfolgte 2019. Die Kosten beliefen sich auf € 86.000.-
Das Eröffnungskonzert fand am 14. September 2019 in der Kirche in Raiding durch Martin Haselböck statt.
Aufgestellt und gespielt wird die Orgel nun in der neuen Liszt-Bibliothek.

Bei dieser Orgel handelt es sich um ein Orgelpositiv mit fünf Registern. Die Disposition des Instrumentes lautet:
– Manual C bis c‘‘‘ – 45 Tasten
– Gedackt 8‘
– Flöte 4‘
– Principal 4‘
– Oktave 2‘
– Mixtur

Das Instrument hat eine Balganlage mit zwei händisch aufzuziehenden Keilbälgen.

Es konnte nachgewiesen werden, dass neben der Klaviatur noch ein Blasbalg und 5 Holzpfeifen im Originalzustand erhalten sind.

Als Jugendlicher, bis zu seinem 11. Lebensjahr (Liszt verlässt 1822 Raiding) spielte Liszt auf dieser Orgel und bei seinem Besuch 1841 (Liszt besucht fünfmal seinen Geburtsort) spendet er 500 Dukaten für die Reparatur dieser Orgel.

Diese Orgel ist ein Instrument, das ganz dem Typus kleinerer Kirchenorgeln in Pannonien entsprach. Klangkräftig, einmanualig ohne Pedal, aber in seiner Bauweise sowohl für die Begleitung des Gemeindegesanges als auch für konzertantes Spiel geeignet.
Diese Orgel erklingt ab 2022 bei den Bibliothekskonzerten.

Erardflügel

Der Erardflügel wurde im Jahre 1850 von der Fa. Erard in Paris für die Comtesse Mercy D` Argenteau auf ihrem Schloss Luik (Lüttich) in der Nähe von Brüssel gebaut.
Er trägt die Nr. 22056 und ist 255 cm lang. Eine weitere Zahl ist 1850 H.
Diese Gräfin war eine begnadete Pianistin und traf das erste Mal auf ihrem Schloss im Jahre 1861 mit Franz Liszt zusammen. In weiterer Folge hat Franz Liszt öfter bei seinen Besuchen auf diesem Klavier gespielt. Im Jahre 1989 kam dieser Flügel in den Besitz des Franz Liszt-Vereins.
Er wurde im Jahre 2020 von Gert Hecher generalüberholt und erklingt bei den Bibliothekskonzerten und auch bei den Konzerten im Rahmen des Liszt-Festivals.

Tafelklavier

Das originale Tafelklavier von Franz Liszt in Raiding ist nicht mehr erhalten.
Im Jahre 2011 entschied der Vorstand des Franz Liszt-Vereins ein adäquates Instrument anzukaufen. So konnte vom Dorotheum in Wien ein Tafelklavier der Klaviermanufaktur John Broadwood & Son von dessen Mailänder Vorbesitzer erworben werden. Dieses Tafelklavier wurde 1815 gebaut, womit es in den zeitlichen Rahmen von Franz Liszts Kindheit passt. Ein vergleichbares Instrument befindet sich im Musikinstrumentenmuseum in Berlin.
Die Restauratorin Ina Hoheisel hat dieses Instrument restauriert, es wird bei den Bibliothekskonzerten gespielt.

„Liszt-Organ“

In den 1860er Jahren entwickelte die amerikanische Klavier- und Harmoniumfirma Mason & Hamlin ein hochentwickeltes Harmonium als „Flagship“Modell gegen die europäische Konkurrenz der Harmoniumbauer. Franz Liszt, der enge persönliche Kontakte zur Familie Mason hatte, erlaubte, dass sein Name mit dem größten dieser Instrumente verbunden würde, der Begriff der „Liszt-Organ“ für das zweimanualige Pedalharmonium (Modell 501) der Marke Mason & Hamlin war geboren. Auf der Weltausstellung in Paris 1878, bei der Liszt selbst anwesend war, wurde dem Instrument die Goldmedaille zuerkannt. Liszt selbst forderte das Instrument für mehrere Aufführungen in Rom an. Der bekannte amerikanische Verleger A.P. Schmidt vergab Kompositionsaufträge speziell für dieses Instrument an die französischen Komponisten Theodore Dubois und Eugène GIgout. Für die Darstellung des sakralen Werks Liszts ist die „Liszt-Organ“ ein ganz spezielles Sonderinstrument mit unverwechselbaren Klangfarben.

Phonola

Mittels eines komplizierten Mechanismus konnte ab 1900 das Spiel berühmter PianistInnen aufgezeichnet, auf perforierten Papierrollen („Meisterrollen“) gespeichert und mittels einer Phonola abgespielt werden. Vor einen Flügel geschoben, spielen die mechanischen Finger dieses Musikautomaten, wie von Geisterhand bewegt, Werke des großen romantischen Repertoires. Der die Bälge tretende „Phonolist“ kann Tempo und Lautstärke im Detail beeinflussen, die Interpretation ist jedoch ganz jene der großen Künstler/innen der Vergangenheit. Martin Haselböck hat dem Liszt-Verein eine Phonola mit 140 Musikrollen als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. „Phonolakonzerte“ sollen diese vergangene Klangwelt auch in Raiding wiedererstehen lassen.

Bösendorfer Flügel

Lange vor Fertigstellung des neuen Konzertsaals in Raiding veranstaltete der Liszt Verein Konzerte im Festsaal des Gasthofs Drescher. Für diese Konzerte wurde 1980 ein eben fertiggestellter Konzertflügel der Firma Bösendorfer zur Verfügung gestellt, der heute ebenfalls in der Bibliothek seinen Platz gefunden hat. Der Vergleich dieses modernen Klaviers mit den historischen Instrumenten gibt gute Einblicke in die Entwicklung des Klavierbaus von der Romantik bis heute.

Geschichte der Liszt-Bibliothek

Die Bibliothek des Franz Liszt-Vereins wurde am 13. September 2009 in einem Raum des früheren Gemeindeamtes eröffnet. Sie bewahrt die Liszt-Sammlung auf, die laufend erweitert und ergänzt wird. Der Nachlass von Emmerich-Karl Horvath bildete den wesentlichen Grundstock zu den ersten Beständen der Liszt-Bibliothek, ihm folgten die Nachlässe der Lisztforscher Rudolf Otte, Otto Bremer, Gerhard Winkler und Johann Erhardt sowie die ungarische Sammlung György Karoly. Im Oktober 2020 erhielt die Liszt-Bibliothek eine Phonola und eine große Anzahl an Phonola-Rollen (Solodanten) als Dauerleihgabe von Prof. Martin Haselböck.

Auf Initiative von Prof. Manfred Fuchs, seit dem Jahre 2007 Obmann des Lisztvereins, wurden Bibliothek und Archiv der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Mit dem Neubau des Gemeindezentrums erhielt die Bibliothek einen neuen Rahmen, der nun viel mehr Möglichkeiten zu ihrer Nutzung bietet. Zuerst waren die Bestände der Bibliothek neu zu strukturieren und durch einen Online-Katalog zu erschließen. Diese Aufgabe übernahm Dr. Dietlind Pichler, die ein Bibliothekskonzept erstellte und die inhaltliche Neuaufstellung der Werke vornahm.

Heute werden Bibliothek und Archiv von Dr. Maria Rois-Erhardt und Frau Anni Ruisz verwaltet.

Die Liszt- Bibliothek ist während der Amtsstunden des Gemeindeamtes zu besichtigen:
Mo – Do: 8.00 Uhr – 16.00 Uhr
Fr: 8.00 Uhr – 12.00 Uhr
bibliothek@lisztverein.at
02619-7742

DIE BESTÄNDE:

Notendrucke und Handschriften:

Autographe, so das Autograph des Klavierwerks „Magyar Dallok“ Nr. 9. Liszt-Autographe, Briefe, sowie Briefe von Cosima Wagner und Adam Liszt. An die 600 Notendrucke von Werken Liszts inklusive zahlreicher Früh- und Erstdrucke.

Fachliteratur und wissenschaftliche Arbeiten:

Die ungefähr 600 Bände umfassende Bibliothek enthält die wichtigste Fachliteratur zu Franz Liszt und zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten, die der Bibliothek überlassen wurden.

Eine Abteilung in der Sammlung befasst sich mit Fotografien, Büsten, Masken und Medaillen. Erwähnenswert ist die erste Aufnahme von der Mutter von Franz Liszt, Anna Maria Liszt, geborene Lager aus dem Jahre 1837, wie auch viele, teilweise Originalfotografien von Franz Liszt mit eigenhändiger Unterschrift.
Lebendmaske und Totenmaske sowie andere große und kleine Büsten und auch die Originalschreibfeder mit Brieföffner sind im Besitz des Franz Liszt-Vereins.
Interessant sind die Gästebücher aus dem Lisztmuseum ab dem Jahre 1911 wie auch eine Sammlung von Liszt-Briefmarken aus der ganzen Welt.

Tonträger:

Unter den ca. 1000 Tonträgern der Sammlung befindet sich die erste bekannte Aufnahme der 2. Ungarischen Rhapsodie von Franz Liszt auf einer Edisonwalze aus dem Jahre 1905.
Der Bestand der Bibliothek umfasst weiters 150 Notenrollen für mechanische Klaviere, teilweise aufgenommen von Schülern von Franz Liszt um 1910, Schellackplatten ab dem Jahr 1914 und weitere Schallplatten, CDs und Filme über Franz Liszt und Raiding.

Online-Katalog

der Franz Liszt-Bibliothek