Franz Liszt-Verein Raiding

Geschichte

Geschichte des Franz Liszt- Vereins Raiding

Die Österreichische Liszt- Gesellschaft

Franz Liszt selbst hatte seinen Geburtsort Raiding mit seinem Vater Adam bereits 1822 im Alter von 11 Jahren verlassen, seinen Heimatort und sein Geburtshaus aber zwischen 1840 und 1881 fünf Mal besucht.

Bald nach dem Tod des Komponisten wurde Raiding zu einer Pilgerstätte für Liszt Freunde. In der Raidinger Pfarrkirche wurde bereits am 4. August 1886 ein Requiem für den, wenige Tage zuvor am 31. Juli in Bayreuth verstorbenen Komponisten zelebriert.
Das Geburtshaus wurde mit einer Gedenktafel versehen und 1911, zum 100. Geburtstag des Komponisten, auf die Initiative des Pfarrers Johann Prikoszovich ein Liszt Museum begründet, das alsbald überregionale Bedeutung gewinnen sollte.

Als 1925 die baufällige Raidinger Kirche durch den ersten Kirchenbau des Burgendlandes nach dem Weltkrieg, mit der Liszt-Gedächtniskirche ersetzt werden sollte, unterstützte die Wiener Gesellschaft der Musikfreunde den Kirchenbau durch die Schenkung einer Orgel, der damaligen Orgel des Brahms-Saals und einer Büste Liszts des Bildhauers Caspar von Zumbusch.

Immer wieder fanden in Raiding Liszt Feiern und Festkonzerte statt. Das Liszt- Museum wurde 1951 nach dem Krieg neu begründet, 1961 der 150. Geburtstag Liszts mit einer Aufführung der Missa Choralis in der Raidinger Pfarrkirche gefeiert. Schmerzlich wurde schon damals das Fehlen eines Konzertraums für würdige Liszt-Aufführungen erwähnt, sodass 1961 selbst ein Festkonzert des Pianisten Alfred Brendel in den Kinosaal in Oberpullendorf verlegt werden musste.

Auf Initiative des Geistlichen und Liszt Forschers Dr. Emmerich Karl Horvath wurde durch Unterrichtsminister Heinrich Drimmel, 1959 der Musikhistoriker Dr. Erich Schenk beauftragt, eine Liszt Gedenkstätte in Raiding zu entwickeln. 1971 wurde auf Initiative des Landesrats Dr. Fred Sinowatz die Liszt Sammlung von Eduard Liszt und damit Teile des berühmten „Blauen Salons“ für das Land Burgenland angekauft.

Schon am 21. Oktober 1968 fand im Gasthof Drescher unter dem Vorsitz des damaligen Landtagspräsidenten und späteren Obmanns des Vereins die konstituierende Sitzung des Franz Liszt -Vereins Raiding statt. Der neugegründete Verein war nun mit seinen ehrenamtlichen Funktionären Promotor und Organisator der weiteren kulturellen Aktivitäten in Raiding.

Da das Geburtshaus und die Pfarrkirche für größere Veranstaltungen viel zu klein waren, wurde beim Umbau des Gasthauses Drescher ein für Konzerte genutzter Festsaal eingerichtet. Das Land Burgenland finanzierte dem Verein für diesen Saal 1980 einen noch heute genutzten Bösendorfer Flügel.

Immer mehr Liszt-Memorabilia, Autographe, Literatur, ja selbst von Liszt gespielte Musikinstrumente wurden aus Verlassenschaften dem Verein überlassen oder für ihn angekauft: so fanden sich im Nachlass von Dr. Horvath Liszt-Autographe und Memorabilia, ein Tafelklavier sowie ein von Liszt selbst gespielter Erard Flügel wurden für den Verein angekauft, die Orgel der ursprünglichen Raidinger Pfarrkirche in einer aufwändigen Restaurierungsaktion wieder hergestellt.

Regelmäßige Konzerte wurden im Gasthof Drescher aber auch Open Air veranstaltet, gleichzeitig wurden von Seiten des Vereins schon früh Initiativen zur Errichtung eines „Liszt-Kulturzentrums“ gesetzt. So wurde 1991 eine große Summe für den Umbau der alten Volksschule in ein „dörfliches Kulturzentrum“ auf ein Sonderkonto gelegt.

Unter der Obmannschaft von Hans Tesch wurde 2002 das erste Liszt Festival Raiding veranstaltet, das unter der Obmannschaft des anerkannten Liszt Forschers und Musikwissenschaftler Gerhard Winkler als alljährlich stattfindende Veranstaltung durchgeführt wurde. Die feierliche Eröffnung des neuen Liszt Zentrums am 15. Oktober 2006 konnte als Krönung der langjährigen Vorbereitungsarbeiten gesehen werden. Ohne den Liszt Verein und die engagierte Tätigkeit seiner Mitglieder wäre das Konzerthaus nicht errichtet worden, wie es auch Gerhard Winkler in seinem Tätigkeitsbericht ausführte: „ In den nächsten […] Jahren gilt es, den im Vorjahr eingeschlagenen Weg abzusichern, aber auch die Chancen wahrzunehmen, die sich mit den neuen Gegebenheiten erschließen.“

Der „neue Weg“ wurde unter Prof. Manfred Fuchs, der im Februar 2007 zum Obmann gewählt wurde, beschritten: seine „Jubiläumskonzerte“ veranstaltete der Verein im neuen Konzertsaal, dessen Bestimmung, ob als bloßer Kammermusiksaal oder auch Saal für größere Besetzungen durchaus noch unklar war. So wurden Martin Haselböck und sein Orchester Wiener Akademie vom damaligen Festivalleiter Walter Reicher am 20. Juni 2008 für ein „Probekonzert“ mit Werken von Liszt (Prometheus), Schubert und Beethoven (5. Symphonie) eingeladen um die Akustik des neuen Saals auf die Eignung für symphonische Konzerte zu prüfen, eine Eignung, die unter der neuen Intendanz von Johannes und Eduard Kutrowatz mit einem weiteren Konzert am 2009 und in 35 weiteren glanzvollen Orchesterkonzerten 2008 bis 2022 des Residenzorchesters Wiener Akademie glanzvoll bestätigt wurden.

Die Aktivitäten des Liszt Vereins wurden international ausgeweitet: so wurden unter der Leitung von Manfred Fuchs Reisen auf den Spuren Liszts nach Bayreuth, Weimar, Budapest, Paris, Portugal und in die Ukraine unternommen.

Mit dem Aufbau der Liszt-Bibliothek wurde auch 2009 die Neuordnung und Aufbereitung der vereinseigenen Bestände in Angriff genommen, mit der Eröffnung des Neubaus der Bibliothek 2019 gibt es nun die hervorragende Möglichkeit, diese Bestände und Instrumente bestmöglich zu präsentieren.

In seinen Statuten bezeichnet sich der Verein als: „Gemeinschaft der Förderung des Interesses an dem großen Sohn der Gemeinde Raiding […] durch Pflege seiner Werke weltlicher und religiöser Art und durch Veranstalten von Liszt-Abenden und Festen“.

Auch weiterhin sieht der Liszt Verein Raiding seine wichtigsten Aufgaben als Kulturvermittler sowie in der populären und wissenschaftlichen Aufbereitung des umfassenden Werks des Komponisten an seinem Geburtsort Raiding

Mit eigenen Veranstaltungen, Ausstellungen, Vorträgen, Kulturreisen und Publikationen soll das Wissen um Franz Liszt, seine Zeit und seine Welt verbreitet und vertieft werden, mit der wissenschaftlichen Arbeit am Gesamtwerk und den damit verbundenen Veranstaltungen und Symposien der Liszt Akademie sollen die gemeinsame Forschungsarbeit unterschiedlicher akademischer Institutionen gefördert und damit neue Akzente in der Liszt Forschung gesetzt werden.

Für eine ausführliche Darstellung der Geschichte des Vereins verweisen wir auf:

Manfred Fuchs: „Celebritate sua sat notus est! – Durch seine Berühmtheit ausreichend bekannt!“
Herausgegeben anlässlich „50 Jahre Franz Liszt-Verein Raiding – die Österreichische Liszt Gesellschaft“ Raiding 2018